Michael Rettinger, 11.03.2025
Online-Banking gehört seit den ersten Jahren des World Wide Webs zu den wichtigsten Anwendungen. Umso erstaunlicher, dass es viele Jahre brauchte, bis es zu einem wirklich übergreifenden und interoperablen Standard kam. Ein Blick in die Zeit vor der PSD2-Richtlinie in unserer kleinen Artikelserie zum OpenBanking.
Bis Mitte der 1990er Jahre war Online-Banking eine weitgehend rein institutsinterne Angelegenheit. Für Kunden mit mehreren Bankverbindungen bedeutete dies vor allem eines: Nutzung von teilweise grundverschiedenen Oberflächen, jonglieren mit vielen TAN-Listen und eine Menge Aufwand in Verbindung mit Buchhaltungssystemen, da Banking-Daten umständlich importiert werden mussten. Privatkunden mussten mit zig Online-Banking-Oberflächen kämpfen, von denen jede gänzlich anders aussah und zu bedienen war, als die andere.
Erste Entwicklungen zu einer Vereinheitlichung lieferten Softwareprogramme, die so genanntes "Screen Scraping" anwendeten, also mit einem Roboter die Nutzung von Banking-Anwendungen simulierten und die Daten herauslasen und interpretierten. Doch auch das war fehleranfällig, da jede Änderung im Seitenaufbau auch ein Update des Banking-Programms erforderte.
Seit 1996 wurde das für das Online-Banking veröffentlichte "Homebanking Computer Interface (HBCI)", das später in verschiedenen Versionen überarbeitet und ergänzt wurde, entwickelt. Mit HBCI konnte Online-Banking mit weitgehend einheitlichen Schnittstellen und Datensätzen durchgeführt werden. Zudem wurden verschiedene Authentifizierungssysteme, wie beispielsweise das PIN/TAN- oder das damals sehr moderne HBCI-Diskettenverfahren, implementiert. Erstmals konnten so externe Online-Banking-Anwendungen effizient mit einer Vielzahl von Banken interagieren und ein einheitliches Online-Banking für ihre Kunden ermöglichen.
Abgelöst wurde das konzeptionell an seine Grenzen stoßende HBCI im Jahr 2002 von FinTS („Financial Transaction Services“). FinTS gilt als Weiterentwicklung von HBCI und übernahm eine Reihe von Kernkonzepten, bot aber neben der Abbildung von weiteren Kontoformen wie Spar- und Darlehenskonten zusätzlich erweiterte Sicherheitsverfahren und ab Version 4.0 einen Wechsel zur XML-Syntax, die jedoch von vielen Banken nicht übernommen wurde.
In unserem nächsten Beitrag wollen wir den Übergang zur Entwicklung der PSD2-Richtlinie beleuchten und anschauen, welche Zielsetzungen es ursprünglich gab und wer die Treiber dieser Entwicklungen waren.