Innovation strukturieren: Der Heilmeier-Katechismus

Dr. Joachim Degel, 20.01.2025

Innovation lässt sich strukturieren. Entgegen der landläufigen Meinung, dass Innovation „zufällig“ entsteht, gibt es klare Vorgaben und einfache Möglichkeiten, Innovation strukturiert anzugehen und umzusetzen. Bekannt und erfolgreich eingesetzt ist der so genannte Heilmeier-Katechismus. Und dieser wird in einem der Leuchttürme der Innovation eingesetzt - der DARPA.

George Harry Heilmeier war ein US-amerikanischer Elektroingenieur und Manager, der zeitlebens mit Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektroindustrie zu tun hatte. Im Jahre 1975 wurde Heilmeier im Rahmen seiner zeitweisen Arbeit im Verteidigungsministerium der USA Direktor der Bundesbehörde ARPA (Advanced Research Projects Agency).

Die ARPA, die seit 1996 DARPA (Defence Advanced Research Projects Agency) heißt, versteht sich als Behörde für militärische Forschungsprojekte zur Verteidigung und unterstützt mit einem umfangreichen Etat Forschungseinrichtungen, die an militärisch nutzbaren Technologien forschen. Die DARPA gilt dabei in Forschungskreisen als ein interessanter Forschungspartner, weil sie bei der Bewertung von neuen Forschungsprojekten nur ein grundsätzliches Potential für eine militärische Nutzung als Basis nimmt.

Erfolgreiche Forschungsarbeiten, die die DARPA in der Vergangenheit finanziert hat und die nur einen begrenzten Nutzen in militärischer Nutzung haben, sind unter anderem das Konzept der dezentralen Netzwerke und des Übertragungsprotokolls TCP/IP, die beide Grundlage des Internets sind. Der Internet-Vorläufer in den 1960er Jahren hieß deshalb auch noch nicht Internet, sondern "ARPA-Net".

Komplexe Projekte fundamental einfach bewerten

In seiner mehrjährigen Arbeit für die DARPA definierte Heilmeier einige Grundregeln, um Forschungsprojekte, die um finanzielle Mittel der DARPA warben, zu bewerten. Heraus kam ein Fragenkatalog von neun Fragen, mit denen sich in der modernen Forschungs- und Entwicklungswelt nahezu alles grundsätzlich bewerten lässt. Da diese neun Fragen als fundamental angesehen wurden, wurden sie Heilmeier als ein "Katechismus" zugesprochen - ein bewusst gewähltes religiöses Wort, das Schriften für die "Darlegung des Glaubens" bezeichnet:

  1. Was wollen Sie tun?
  2. Artikulieren Sie Ihre Ziele ohne jegliche Nutzung von Fachjargon.
  3. Wie ist der Ist-Zustand und wie sehen die derzeitigen Limitierungen aus?
  4. Was ist neu in Ihrem Ansatz und warum denken Sie, dass dieser erfolgreich ist?
  5. Wen interessiert es. Wenn Sie erfolgreich sind, welchen Unterschied macht das?
  6. Wie sehen die Risiken aus?
  7. Wieviel wird es kosten?
  8. Wie lange wird es dauern?
  9. Wie sehen Zwischen- und Endabnahmen aus, um den Erfolg zu bewerten?

Der Heilmeier-Katechismus ist dank seiner bestechenden Einfachheit heute in vielen Forschungsorganisationen, Innovation Tanks und Unternehmen weltweit ein regelrechter "Industriestandard", nach dem Ideen und Konzepte auf ihr Potential und ihre Nutzbarkeit überprüft werden können.

Und so lassen sich auch Innovationen in der Finanzindustrie in diesem Raster entwickeln und bewerten. Besonders effektiv und erkenntnisreich dabei ist auch, erfolgreiche Innovationen rückblickend mit der „Heilmeier-Brille“ zu analysieren und den Ist-Stand mit eventuell vorhandenen früheren Bewertungen zu vergleichen.

Und vielleicht entstehen dadurch auch Ideen für künftige Innovationen. Heilmeier würde sich sicher freuen.

Twitter aktivieren
Google+ aktivieren
 
 
 
 
 

© BGK 2025

Kontakt      Datenschutz      Impressum

 

© BGK 2025

Kontakt      

Datenschutz      

Impressum