Banken und digitale Prozesse - viel Luft nach oben.

Ralf Mund, 06.04.2017

Eine aktuelle Studie eines Teams des ProcessLab der Frankfurt School of Finance & Management hat sich den Einsatz von digitalen Technologien und des Process-Outsourcings bei Banken in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) im Bereich private Baufinanzierung und KMU-Kreditvergabe angeschaut. Die Ergebnisse dieser Studie sind interessant: Viele Banken bewerten ihre genutzten Lösungen zur Bearbeitung dieser Prozesse als nicht aktuell und bemängeln fehlende standardisierte Schnittstellen nach außen. Es gibt noch eine Menge Luft nach oben.

Die Studie Sourcing-Potentiale im Kreditgeschäft eines Teams um Prof. Dr. Daniel Beimhorn hat in ihrer Studie Verantwortliche in Banken anhand eines Fragenkatalogs um ihre Einschätzung ihrer IT-Systeme zur Kreditvergabe gebeten. Die Einschätzung erfolgte dabei nach sieben Teilprozessen:

  1. Vertrieb
  2. Antragsvorbereitung
  3. Kreditentscheidung
  4. Processing (Neugeschäft)
  5. Servicing (Bestandsgeschäft)
  6. Risikoüberwachung
  7. Workout

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass nur wenige Institute solide auf die Herausforderungen eines digitalen Prozessmanagements vorbereitet sind.

So erfüllt die IT nur in 40 % der Häusern die Anforderungen des Fachbereichs. Die meisten Banken setzen Standard-IT-Lösungen für das Kreditgeschäft ein und schätzen diese überwiegend als nicht aktuell ein. Zudem weist die Ähnlichkeit der eigenen Prozesse und denen anderer Institute darauf hin, dass substantielle Synergieeffekte durch Konsolidierungen existieren. In vielen Banken mangelt es zudem an exakten Zeitwerten der Antragsbearbeitung und in über zwei Drittel der Institute gibt es keine Transparenz zu den Prozesskosten, was eine Bewertung und Vergleich von Alternativen extrem erschwert.

Weitgehend funktional ist die Prozessintegration der Kreditvergabe in den Instituten. Rund zwei Drittel der Banken geben an, die Kreditprozesse hinreichend und modularisiert in ihrer IT integriert zu haben; rund die Hälfte der Institute haben zudem Schnittstellen zu Processing-Partnern im Einsatz. Allerdings schätzen viele Verantwortliche diese Schnittstellen als unzureichend ein. Standardisierte Schnittstellen existieren nur in den wenigsten IT-Architekturen, so dass beispielsweise die Einbindung von innovativen Vertriebsangeboten von externen Aggregatoren und FinTechs in den meisten Systemen und Banken weitgehend noch nicht möglich ist.

Sehr viel Nachholpotential besteht auch im Zusammenspiel mit verschiedenen Vertriebskanälen. Ein reibungsloser Omnichannel-Vertrieb (Link zum Omnichannel-Text) ist im Bereich Baufinanzierungs- und KMU-Kredit bei rund 60 % der Banken nicht möglich.

Dass im eigenen Institut Kompetenzen für digitale Initiativen fehlen, ist vielen Verantwortlichen bewusst. Allerdings fehlt es hier an klaren Lösungsansätzen zur Behebung dieses Defizits. Verbunden mit diesem Defizit ist weitgehend auch die neutrale Haltung zu FinTechs, die weder als Bedrohung, noch als potentielle Partner wahrgenommen werden. Da die internen Kapazitäten zur Bewertung und Analyse von FinTech-Innovationen fehlen, entgehen den Banken mutmaßlich beträchtliche Möglichkeiten zur Integration neuer Geschäftsfelder und Technologien.

  • Sie können die sehr lesenswerte Studie der Frankfurt School of Finance & Management mit einer formlosen Mail an processlab@fs.de anfordern.
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