Crowdfunding mit eigener Kryptowährung

Dr. Joachim Degel, 13.09.2017

Die inzwischen breite Verfügbarkeit von Blockchain-Technologien (nicht zuletzt durch die Freigabe des Hyperledger-Frameworks zum Aufbau eigener Blockchain-Anwendungen) sorgt für hochinteressante, aber auch hochriskante Finanzanwendungen und Anlageformen. Der neueste Trend ist das so genannte Initial Coin Offering (ICO) , ein “Börsengang” durch den Verkauf von Optionen einer eigenen Unternehmenswährung.

In der derzeitigen, historischen Niedrigzinsphase haben rentable Investments und neue Investmentformen Hochkonjunktur. Eine solche neue Investmentform ist das so genannte Initial Coin Offering (ICO) , das nicht nur begrifflich mit dem Initial Public Offering (IPO) , dem Börsengang einer Aktiengesellschaft, verwandt ist. Im Gegensatz zum IPO wechseln bei einem ICO aber keine Wertpapiere (oder Wertpapieroptionen) den Besitzer, sondern Optionen einer Kryptowährung.

Die Blockchain, bekannt geworden durch die Kryptowährung Bitcoin, macht ICOs erst möglich. Die dezentral geführte Blockkette mit den Transaktionen der Kryptowährung erfüllt dabei den gleichen Zweck wie ein klassisches Orderbuch bei einem IPO. Es werden Optionen eines “Wertpapiers” zu einem vereinbarten Preis verkauft (die in der ICO-Sprache “Tokens” genannt werden). Die so zusammenkommende Geldsumme ist das Funding des Unternehmens, das den ICO durchführt. Die Investoren wiederum können ihre Tokens weitgehend so führen und handeln, wie eben bei Kryptowährungen üblich – sie können ihre Tokens verkaufen oder später in die gebildete Kryptowährung umtauschen und diese wiederum als Investment betrachten.

Was sich auf den ersten Blick spannend anhört, ist es auch, mit beachtlichen Beispielen. Rund 60 bis 80 erstzunehmende ICO-Angebote gibt es derzeit, die sich vor allem auf Crowdfunding-Projekte konzentrieren. Und auch an Schnelligkeit sind ICO-Projekte kaum zu übertreffen: Ein neuartiges Webbrowser-Projekt namens Brave erbrachte in einem ICO 35 Millionen US-Dollar – innerhalb von nur 30 Sekunden.

Nicht unterschätzt werden dürfen allerdings auch die Risiken von ICO, die weitgehend unregulierbar ist. Die US-Börsenaufsicht SEC und auch die BaFin haben in eigenen Studien bereits frühzeitig angedeutet, dass die klassischen Wertpapierregulierungen nicht auf Kryptowährungen und ICO abbildbar sind. Es besteht demnach bei vielen ICO-Projekten deshalb ein überdurchschnittlich hohes Investmentrisiko. Es bleibt jedoch abzuwarten, inwiefern sich das Finanzierungsinstrument ICO mittel- und langfristig aufgrund seiner Einfachheit etablieren kann.

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