Die Banking-Trends 2022

Dr. Joachim Degel, 19.01.2022

Das Jahr 2022 ist gestartet und es ist zu erwarten, dass sich bereits abzeichnende Trends weiter verstärken. Kunden werden immer stärker produkttreu - aber auch immer weniger institutstreu.

Eine eigentlich gute Nachricht, die gleichzeitig auch die zentrale Herausforderung für dieses Jahr darstellt. Wie schafft man es, einerseits ein attraktives Produktportfolio aufzubauen, während gleichzeitig vor allem jüngere Kunden immer weniger den Begriff "Hausbank" kennen?

Der fast schon jahrzehntelang gepflegte Reflex, sich möglichst gut gegenüber dem Wettbewerb abzuschotten, funktioniert nicht nur nicht mehr, sondern wird immer häufiger zum handfesten Kündigungsgrund. Und das erfordert schon einen grundlegenden Blick auf die eigenen Strukturen. So sind viele Kunden schon genervt, wenn die eigene Hausbank mehrere Logins zur Verfügung stellen muss, beispielsweise für das Girokonto und für das Wertpapierdepot. Hier einen gangbaren Weg zu finden, der gleichzeitig auch PSD2-konform sein muss, ist nicht einfach und erfordert fast immer eine individuelle Konzeption.

Tatsächlich aber besteht die größte Gefahr darin, dass ein Kunde beginnt, ein bestimmtes Produkt zu mögen und sich dann gegebenenfalls ein passenderes Institut dafür sucht, wenn die eigene Hausbank eine nur eingeschränkte Produktnutzung anbietet. Der Klassiker hierbei ist wieder das Wertpapierdepot. Das gewinnt durch die immer stärkere Attraktivität von Wertpapieren wieder eine zentrale Aufmerksamkeit mit dem bisher ausreichenden einfachen Depot und eher komplizierten und eingeschränkten Handelssystemen kommen Banken hier nicht mehr sehr weit.

Deutlich gestiegene Kundenanforderungen erfordern daher eine erheblich intensivere Einbindung von Fin- und Insurtechs und dieser Trend wird sich dieses Jahr und in den Jahren darauf noch erheblich und vielleicht sogar dramatisch verstärken. Schon jetzt gibt es erhebliche Seitwärtsbewegungen, die sich durch immer stärkere Kundenunzufriedenheit bemerkbar machen.

Upselling als Service - und als Kundenbindungswerkzeug

Dass Kunden zum bisher klassischen Beratungsgespräch in die Bank oder ins Versicherungsbüro kommen, wird immer seltener werden. Gleichzeitig steigt der Druck erheblich, Kunden neue und für ihn passende Produkte anzubieten und zu verkaufen. Und dann kommt auch noch die Notwendigkeit dazu, neue und kostenintensive Produkte möglichst schnell in eine verträgliche Rentabilität für das eigene Haus zu bringen.

Hier sind Begrifflichkeiten wie Omnichannel-Vertrieb zwar immer noch aktuell, aber sie erfordern, dass Banken auch die Werkzeuge überzeugend einsetzen, die heute State-of-the-art sind. Da sind die Erfahrungen aus zwei Jahren Corona-Pandemie und Videokonferenzwerkzeugen äußerst wertvoll. Denn genau da geht es hin.

Die eigene institutionelle App darf daher immer weniger einfach nur eine abgespeckte Form einer umfangreicheren Banking-App bleiben, sondern muss noch stärker funktionaler Problemlöser und interaktiver Produktkatalog werden, um echtes Upselling zu ermöglichen.

Der Mensch bleibt Mensch

Und genau das ist auch bei Bankgeschäften der Zukunft die Maxime. Es geht weiterhin nicht darum, durch die Digitalisierung die rein "elektrische Bank" zu erfinden, sondern die Kundenbeziehung auf eine neue Ebene zu führen, die viele Bankkunden aus so vielen anderen Branchen kennen. Dafür aber ist Raum da und vielleicht genau jetzt so viel, wie noch nie.

Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern es gibt viele Gründe, genau jetzt neue Wege auszuprobieren.

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