Dr. Joachim Degel, 12.01.2017
Der Mobilfunkanbieter O2 startet ein eigenes Girokonto-Angebot namens “O2 Banking”, das sich vornehmlich an Privatkunden richtet und in Zusammenarbeit mit der experimentierfreudigen Fidor Bank realisiert wird. Die Details von O2 Banking sind dabei hochinteressant und könnten beispielhaft zeigen, wohin der Weg geht.
Offensichtlich hat O2 genug davon, als Mobilfunkprovider nur “Spediteur” für Bankdienstleistungen zu sein, die in Form von Apps auf subventionierten Smartphones installiert sind und ihre Datenübertragung über das O2-Netz abwickeln. Mit einem eigenen Girokonto-Angebot könnte jeder Mobilfunkbetreiber eine ganze Reihe von Dienstleistungen selbst anbieten und das noch mit Sicherheitsmaßnahmen verbinden, die so keine unabhängige Bank ohne Mobilfunknetz anbieten könnte (beispielsweise Bindung einer App auf ein bestimmtes Smartphone oder eine Rufnummer).
O2 Banking zeigt, dass die Macher bei O2 und der korrespondierenden Fidor Bank genau die Branche beobachtet und ihre Hausaufgaben gemacht haben. Es verbindet ein ab 100 Euro Kartenumsatz kostenloses Girokonto bei einer deutschen Bank, eine kostenlose Mastercard-Debit-Karte mit einer funktionalen iOS- und Android-App. Der besondere Clou (und vermutlich auch einer der stärksten Anreize für das Angebot) ist zusätzliches Datenvolumen für den eigenen Mobilfunkvertrag, wenn bestimmte Kartenumsätze im Monat erreicht werden.
Die O2-Banking-Apps beinhalten weitere Funktionen, die damit gleich eine ganze Reihe von externen Diensten ernsthaft angreifen:
Was O2 Banking so gefährlich für die Finanzbranche macht, ist die gewaltige Kundenbasis. Im dritten Quartal 2016 hatte O2 Deutschland insgesamt rund 44 Millionen aktive Mobilfunkverträge und ist damit der größte Mobilfunkprovider Deutschlands. Im Vergleich zur Telekom und zu Vodafone hat O2 darüber hinaus derzeit auch den größten Kundenzuwachs und betreut die meisten Privatkunden.