Versicherungs-Special: Der Weg zur individuellen Versicherung durch Kundendaten

Hartmut Gasser, 24.05.2016

Im zweiten Teil unseres kleinen Versicherungs-Specials beleuchten wir einen weiteren, sehr spannenden Bereich im Wandel bei Versicherungen - der Weg zu individuellen Versicherungsangeboten, deren Leistungen auf Basis von kundeneigenen Daten basieren, beispielsweise aufgezeichnet durch Wearables zur ständigen Messung der Vitaldaten. Vor wenigen Jahren noch als Science-Fiction abgetan, entwickeln sich hier neben diesem riesigen Markt von Unterhaltungselektronik ganz neue Geschäftsmöglichkeiten für Versicherungen.

Die Pressemitteilung der Techniker Krankenkasse hatte letztes Jahr das Zeug, zum Marketing-Coup des Jahres in der Versicherungsbranche zu werden: Die Techniker, mit über 7 Millionen Mitgliedern (Stand: 2016) die größte deutsche gesetzliche Krankenkasse, beteiligt sich bei Mitgliedern, die sich ein Fitness-Armband oder eine Smartwatch anschaffen wollen, mit einem finanziellen Beitrag von immerhin bis zu 250 Euro. Einzige Bedingung: Um den Zuschuss zu bekommen, muss das Mitglied sich einer Vorsorgeuntersuchung bei seinem Arzt unterziehen und an zwei Gesundheitskursen teilnehmen. Ausdrücklich keinen Anspruch wolle die Techniker Krankenkasse auf die mit den Fitness-Armbändern und Smartwatches gesammelten Vitaldaten ihrer Mitglieder anmelden, sondern die Investition vor allem als Bonusleistung gegenüber gesundheitsbewussten Mitgliedern sehen.

Andere Versicherungen sind mit ihren Überlegungen ähnlich weit. Wer zukünftig einen Teil seines Lebens messbar protokollieren lässt, kommt unter Umständen in den Genuss von günstigeren Versicherungsprämien. Neben dem Gesundheitsbereich ist der Markt der Autoversicherungen hochinteressant; wer defensiv Auto fährt und sich diese Fahrweise mit geeigneter Bordelektronik protokollieren lässt, hätte zukünftig bessere Möglichkeiten, diese Fahrweise auch prämieren zu lassen.

Was sich hier als Horrorvorstellung für Datenschützer liest, ist in erster Linie zunächst mit der Frage verbunden, ob individuelle Versicherungslösungen nicht viel eher dazu führen, dass Versicherungsnehmer grundsätzlich eher darauf achten, erst gar keinen Versicherungsfall auszulösen. Denn jeder, der aktiv auf seine Gesundheit achtet und an seiner Fitness arbeitet, wird bestätigen, dass der gemessene Leistungserfolg eine der wichtigsten Motivationen für die sportliche Betätigung ist.

Der Weg, sich diese Begeisterung von der Versicherung honorieren zu lassen, ist da nur noch ein kleiner. In einer Umfrage der Unternehmensberatung PwC aus dem Jahre 2015, in der explizit Besitzer von Wearables befragt wurden, gaben zwar nur 5 Prozent der Befragten an, der Weitergabe von persönlichen Daten zugestimmt zu haben - immerhin aber 32 Prozent wären bereit, ihre Daten für finanzielle Anreize weiterzugeben. Immerhin 20 Prozent der Befragten wären für eine bevorzugte Arztbehandlung bereit, ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Bei rund einem Drittel der Befragten herrscht dennoch Skepsis darüber, wie und wie sicher ihre gesammelten Daten verarbeitet und gespeichert werden.

Dieses Misstrauen wiederum sollte nicht als Gefahr und/oder Verhinderungsgrund, sondern als Chance für bessere Kundenbindungen begriffen werden. Selbst der kritischste Kunde ist am ehesten von klaren Datennutzungsrichtlinien, externen Überprüfungen und einer nachvollziehbaren Regeltreue zu überzeugen, wenn das Unternehmen, dass Daten erheben möchte, diese Compliance proaktiv darlegt und für eine Kommunikation auf Augenhöhe sorgt.

Im kommenden dritten Teil unseres Specials wollen wir einen Augenmerk auf diese veränderten Anforderungen der Kundenschnittstelle in der Versicherungsbranche legen.

Weiterführender Link zu Wearables:

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