Wie fehlendes Mikropayment Innovationen schwächt

Dr. Joachim Degel, 18.09.2019

Verlage arbeiten seit mehreren Jahren daran, mit so genannten „Paywalls“ zumindest ein Teil ihrer journalistischen Produkte zu refinanzieren. Während dabei die Zahlungsbereitschaft der Leser langsam steigt, scheitert es oftmals ausgerechnet am Zahlungssystem.

Die Zeiten der vollkommen kostenlosen Verlagsprodukte scheinen inzwischen vorbei. Auf vielen Websites von Publikationen befinden sich immer mehr Artikel und Veröffentlichungen hinter Paywalls und sind nur noch mit einem Abo oder bei Bezahlung eines einmaligen Betrages zugänglich.

Was sich eigentlich nach über 20 Jahren Web lösbar anhören müsste – das Bezahlen von Klein- und Kleinstbeträgen online – ist auch heute noch ein großes Thema. Der Hoffnungsträger Paydirekt, der von deutschen Banken und Sparkassen als Alternative gegen den Platzhirschen Paypal konzipiert wurde, hatte es selbst zu seinen besten Zeiten nicht aus der Nische geschafft und wird in der Zwischenzeit von immer mehr Banken nicht mehr unterstützt.

Mit dem Ergebnis, dass Paypal vor allem im Mikropayment-Bereich weiterhin die Notlösung ist. Und das lassen sich die Paypal-Macher auch gut bezahlen, denn neben der Zahlungsgebühr von etwa 2,5 Prozent fallen pro Transaktion nochmal 35 Cent als Grundgebühr an. Das hat zur Folge, dass bei einem zu überweisenden Betrag von einem Euro fast 40 % bei Paypal landen.

Diese Unattraktivität für Mikropayment führt auf Verlagsseite wiederum zum Effekt, möglichst keine Kleinbeträge in Rechnung zu stellen. Die Folge: Entweder werden einzelne Artikel teurer oder es wird versucht, gleich ein teureres Abomodell zu verkaufen. Letzteres wiederum schreckt Leser ab und führt häufig dazu, dass eingeleitete Kaufvorgänge abgebrochen werden.

Ein weiterhin fehlendes Mikropayment-System gefährdet daher viele Geschäftsmodelle, die auf die Überweisung von kleinen Geldbeträgen bauen. Und gleichzeitig sorgt die Marktmacht von Paypal dafür, dass hiesigen Banken eine Menge Potential für das Kundengeschäft und die Markenloyalität verlorengeht.

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